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  • AutorenbildEmma Wörz

Rede vom 20.September 2019

Am 20. September 2019 fand in Göppingen die bis jetzt grüßte Fridays for Future Demo Göppingen statt. Mit über 1000 Teilnehmern sind wir durch die Innenstadt gezogen und am Ende versammelten wir uns wieder auf dem Marktplatz, wo Emma und Lena, zwei Mitglieder des Orga-Teams, eine Rede gehalten haben.


Hier ist die schriftliche Fassung der Rede:


Klimaschutz ist keine politische Entscheidung…

…sondern eine moralische


Lena:

Es ist Zeit für ein gemeinsames Ja,

Wir brauchen ein Ja hinzusehen, was in dieser Welt geschieht, zu verstehen und umzudenken.

Emma:

Hinsehen.

Wir brauchen ein „Ja“, die Augen aufzutun, uns umzuschauen und bewusst

hinzusehen. Das tut weh.

Doch so weh es auch tut, jetzt die Augen zu öffnen für die Ausmaße des

Klimawandels, machen wir es nicht, zerren uns bald seine Folgen die

Augen auf. Das wird um ein Vielfaches schmerzhafter sein.

Wir müssen also JETZT hinsehen.

Waldbrände.

Hitzewellen.

Dürren,

Trinkwassermangel,

Hochwasser,

Ãœberflutungen,

Naturkatastrophen,

Ernteausfälle,

Buschbrände,

Artensterben,

Hitzetote,

STOP

Die Liste geht noch ewig so weiter, doch meine Rede ist nicht dazu da, sie

vorzulesen.

Hinsehen müssen wir trotzdem.

Blicken wir jetzt, am Anfang, auf die Waldbrände in Sibirien, auf die Alpen,

und auch auf ganz Europa.

Diesen Sommer brennt nicht nur der Regenwald. Auch Sibirien steht in

Flammen. Bereits Anfang August ist eine Fläche von 4 Mio Hektar, in

anderen Worten, die Schweiz, verbrannt.

Regenerationszeit 100 Jahre. Mindestens.

Finanzieller Schaden 33 Mio Euro.

121 Siedlungen in der direkt betroffenen Zone. Ruß bedeckt die Autos. Der

Himmel ist schwarz wie die Nacht. 100e km weiter klagt man über

Kopfweh und Atemnot

Allein dank Klimawandel konnten die Brände ein derartiges Ausmaß

erreichen.

Zudem treiben die Brände ihn weiter an. Aufgetauter Permafrost setzt Methan frei, Ruß lässt Gletscher schmelzen und die Brände allein stießen so viel CO2 aus wie die Energiegewinnung mehrerer europäischer Staaten in 2017.

Sibirien, der linke Lungenflügel der Erde, stirbt als Raucherlunge.

Die Alpen. Hier liegt die Klimaerwärmung beim Drei- bis Vierfachen des globalen

Durchschnitts, aus 3°C werden schnell 12.

Das hat Folgen. Schon jetzt.

Alle Gletscher dort schrumpfen.

Permafrost taut auf.

Folgen: Steinschläge, Hangbewegungen und Bergstürze. Große Gefahren

für die dortige Infrastruktur und die Menschen.

Ändern wir jetzt nichts, wird sich die Erde bis 2100 um 3,5 bis 5,7°C

aufgeheizt haben.

Das hat Folgen in ganz Europa.

Schon bei 3°C stehen uns in Deutschland jährlich 2-4 Monate Dürre bevor,

weiten Teilen des Mittelmeerraums bis zu 10 Jahre lang anhaltende Dürren.

Wer hinsieht, versteht: der Klimawandel steht uns nicht bevor. Er passiert

bereits.

Lena:

Es ist Zeit für ein gemeinsames Ja,

wir brauchen ein Ja, hinzusehen, zu durchdenken und zu verstehen, was in dieser Welt geschieht.

Die Debatte um den Klimaschutz gründet auf einem Fehlurteil. Die Debatte um den Klimaschutz ist keine politische Debatte, Klimaschutz ist keine politische Entscheidung. Wir müssen uns vergegenwärtigen: Es geht hier nicht darum, das Klima zu retten. Es geht hier auch nicht darum, den Planeten zu retten

Was rede ich da? Was machen wir dann eigentlich hier?

Lasst uns nach Emmas Vorbild einen Rundblick wagen, wahrnehmen, was vor sich geht und analysieren.

Wir müssen uns bewusst sein, dass es der Erde egal ist, was mit ihm geschieht. Es hat keinen Verstand und keine Wahrnehmung, es ist. Denkt daran: Ob es nun wie vor 4 Milliarden Jahren rund 180°C im Jahresmittel ist, die Mammuts und Säbelzahntiger bei -10°C sich erbitterte Kämpfe liefern oder sich Krokodile in der Arktis bei schnuckligen, subtropischen 22°C in der Arktis sonnen, das alles ist dem Klima ganz egal.

Dem Klima ist es egal, ob die Meeresspiegel ansteigen um einen, zwei oder zehn oder sogar 60 Meter-Für die Bewohner von Amsterdam, Stockholm, Istanbul, Bremen und Hamburg das eine ganz andere Frage! Dem Klima ist es egal, ob die Accona-Wüste in Italien jährlich wächst, für die Bevölkerung von Siena und Florenz ist das eine ganz andere Frage! Dem Klima ist es egal, ob es mehr als doppelt so viele Wirbelstürme jährlich gibt, für die Einwohner von Charlotte, Orlando und Atlanta ist das eine ganz andere Frage. Es ist die Frage nach Flucht und Migration, der blanken Existenz, es ist die Frage nach Leben oder Tod.

Wir spekulieren mit unserer eigenen Zukunft und das schon viel zu lange. Ich will mir, nicht ausmalen in welcher Welt meine Kinder aufwachsen werden müssen: Es ist eine Welt mit Dürre und Waldbränden, Überschwemmungen und Hurrikans, Wasserkriegen und 400 Millionen Klimaflüchtlingen und ich will nicht dann erschreckt erkenne, mich selbst dafür in die Pflicht nehmen zu müssen: Ihre Vorfahren waren es, die diese Misere zu verantworten haben. Eine solche Welt wollen wir nicht und wir haben jetzt noch die Möglichkeit, etwas daran zu ändern.

Vor wenigen Jahren sprachen wir vom Klimawandel, heute von der Klimakrise und wenn wir nicht aufpassen werden wir uns in spätestens hundert Jahren mit einer Klimakatastrophe konfrontiert sehen.

Es geht hier nicht darum das Klima zu retten, die Erde oder unseren Heimatplaneten. Es geht darum, unsere Existenz zu bewahren. Denn Klimaschutz heißt Menschenschutz. Ich wiederhole es noch einmal: Klimaschutz heißt Menschenschutz. Es ist ein Ja zu uns, es ist ein Ja zum Leben ein Ja zur Zukunft.

Wir sind verschieden in Alter, Religion, Aussehen, Herkunft und Gesinnung: Aber eines wollen wir alle: Leben. Doch unser Handeln spricht eine andere Sprache, denn unser Handeln, unser Nichtwissenwollen, unser Wegducken, kurz gesagt unsere Ignoranz trachtet danach uns noch innerhalb der nächsten hundert Jahre auszurotten.

Nach diesen Worten bleibt nur eine Schlussfolgerung!

Klimaschutz ist keine politische Entscheidung, keine Entscheidung ob du rechts oder links bist, keine Entscheidung ob du konservativ oder liberal bistWer den Verstand gebraucht, versteht Klimaschutz ist keine politische Entscheidung, sondern eine moralische. Klimaschutz ist keine politische Entscheidung, sondern es ist eine Entscheidung für oder gegen uns

Emma:



Und wen diese Worte erschlagen, die Faktenflut erdrückt, der fühlt, wie sehr diese moralische Entscheidung drängt.

Ein Umdenken ist absolut notwendig.

Doch es ist mehr als das. Umdenken ist möglich. Umdenken ist mächtig.

Umdenken ist möglich-Die Entscheidung zum Klimaschutz ist keine Sackgasse, kein falscher Optimismus angesichts einer düsteren Zukunft, sondern vielmehr der Hoffnungsweg, auf dem wir ihr entkommen.

Seit wenigen Wochen wissen wir, dass selbst das 1,5°C durchaus erreichbar ist, wenn wir uns jetzt zum Klimaschutz bekennen, Maßnahmen ergreifen und massiv aufforsten.

Es liegt alles vor uns, wir müssen nur entschlossen den richtigen Weg wählen. Ja, wir können das. Die Überzeugung ist der maßgebliche Schritt zum Erfolg.

Umdenken ist mächtig:

Wir Menschen sind soziale Wesen, das entschlossene Ja eines einzelnen motiviert andere schnell in gleichem Maße und zieht sie mit. Diese Leute wiederum spornen ihre Mitmenschen an.

Es geht noch weiter: Ein breites Bekenntnis zum Klimaschutz setzt selbst die mächtigsten Konzerne unter Druck. Nichts treibt uns so sehr an wie ein lautes und deutliches Ja. Lasst uns umdenken! Ein „Hmm, eigentlich schon“ zerstört unsere Zukunft, ein einfaches Ja macht sie möglich.

Das JA zum Klimaschutz wird zum Bekenntnis zum Leben.

Zusammen

Wir brauchen ein Ja zum Hinsehen, zum Verstehen, zum Umdenken.

Klimaschutz ist keine politische Entscheidung, sondern eine moralische. Triff sie!






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