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AutorenbildEmma Wörz

Zusammenfassung des aktuellen IPCC Berichts

Aktualisiert: 17. Sept. 2021

Vor Kurzem hat der IPCC einen neuen Bericht veröffentlicht und ein fleißiges Mitglied unserer Ortsgruppe, Lena Heidenreich, hat sich die Mühe gemacht, den Bericht für euch zusammenzufassen. Diesen findet ihr hier. Wer sich beim Thema Klimawandel schon auskennt und bei der nächsten Diskussion besonders glänzen möchte, sollte ein bisschen runterscrollen, zu Text 2.

Ihr findet ihn nach dem Bild vom Globus und der Zeitung. Dieser Text ist noch ausführlicher.

Vielen, vielen Dank an Lena Heidenreich für die Mühe und die tolle Arbeit!


TEXT 1

Wir von FfF wollen auch diesen September wieder für unsere Zukunft streiken. Dass wir dabei auf wissenschaftliche Erkenntnisse setzen, ist für uns von großer Bedeutung. Es gibt zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema „Klimawandel“, das IPCC sammelt diese Veröffentlichungen und erstellt daraus regelmäßig einen konkreten, kohärenten Bericht, der die komplexen Sachverhalte für Laien und PolitikerInnen zusammenfasst. Das Problem: Der Bericht ist auf Englisch, mit physikalischen Fachbegriffen gespickt und fast 4000 Seiten lang, eben immer noch ein wissenschaftlicher Bericht. Willst du trotzdem wissen, wofür wir hier kämpfen und warum dieser Kampf so wichtig ist? Der Vorsitzende selbst sieht den Bericht als von unschätzbarem Wert für die Debatte rund um den Klimaschutz. Ich habe mir die Zeit genommen, diesen und andere Berichte gelesen, Hintergrundinformationen recherchiert.

Hier will ich für dich kurz und prägnant die Kernaussagen des IPCC Bericht zusammenfassen.

Der mittlerweile 6.Sachstandsbericht des IPCC, eines aus hunderten Experten aus Bereichen wie Physik, Meteorologie und Geologie, Gremiums fiel erschütternder und desaströser aus als erwartet, weil die weltweit beobachteten klimatischen Veränderungen bisher ungesehen sind, und drängt daher auf rasches Handeln, um katastrophale Folgen für Mensch, Tiere und Erde zu verhindern. So zog er weltweit Aufmerksamkeit auf sich. Die Forschenden sehen den den Menschen als sichere Ursache für die globale Erderwärmung, die mittlerweile ca. 1,1°C beträgt. Ein Gleichbleiben der globalen Durchschnittstemperatur kann innerhalb des Fehlerintervalls ausgeschlossen werden. Die Schnelligkeit des Anstiegs ist bisher unbeobachtet in Millionen Jahren Klimageschichte. Das bedeutet: Berechnungen zeigen: es wird wärmer hier auf der Erde. Über lange Zeit konnte ein Teil der Erwärmung aufgrund von Treibhausgasemissionen, welche wie in einem Treibhaus solare Strahlung in der Atmosphäre einsperren und dadurch aufheizen, durch Kühlungseffekte von Aerosolen kaschiert werden. Außerdem nahm der Ozean und das Land große Mengen CO2 auf. Beide Effekte wurden schwächer seit dem letzten Bericht. Während zwar verschiedene Treibhausgase für die Erwärmung verantwortlich sind, hat CO2 die größten Auswirkungen. In der Folge der globalen Erderwärmung, welche an allen Messstationen in verschieden starkem Ausmaße zu verzeichnen war, wurden Waldbrände, Stürme, Überflutungen und andere Naturkatastrophen häufiger und heftiger verzeichnet als bisher. Ein massiver Rückgang des Grönlandeisschildes und ein Ansteigen der Meeresspiegel kann auch mit Sicherheit beobachtet werden. Doch der Ozean wurde auch von Übersäuerung, Aufwärmung in der obersten Schicht, Rückgang des Sauerstoffgehaltes und stärker werdenden Schichtung beeinflusst. Das bedeutet, dass die verschiedenen Schichten des Ozeans sich in ihren Lebensbedingungen stärker betroffen sind. Der Hauptteil des Berichts aber fokussiert sich auf fünf berechnete Beispielszenarien verschiedener Emissionsentwicklungen und die dann erwarteten Folgen. Im Allgemeinen gilt: Je niedriger die Emissionen in Zukunft sind, desto weniger desaströs die Klimafolgen. Ein Erreichen des 1,5°C Zieles des Pariser Klimaabkommens wird nur in den optimistischsten Szenarien als wahrscheinlich eingestuft. Auch eine Grenze von 2°C wird langfristig mit gleich bleibenden oder sogar steigenden Emissionen nicht für realistisch gehalten. Wenn die Emissionen, wie in vergangenen Jahrzehnten, weiter steigen und erst Mitte oder Ende des Jahrhunderts, wenn die Katastrophen die ganze Welt beträfen, würden wir bei unvorstellbaren 3 bis 5,7°C landen. Die Erwärmung wird sich allerdings unterschiedlich auf verschiedene Gebiete verteilen, kälter bleiben Ozeangebiete, besonders warm werden kontinentale Gebiete sowie die Polregionen. Die globale Erwärmung steigt linear mit den Emissionen an. In anderen Worten. Jede ausgestoßene Tonne CO2 verschlimmert die Erderwärmung und in direkter Konsequenz die Klimafolgen, die ausführlich im dritten Teil des Berichtes, nach Szenarien aufgedröselt, erläutert werden. Um das Pariser Klimaziel einzuhalten, seien Nettonullemission bis Mitte des Jahrhunderts und dann Nettonegativemissionen, z.B. durch Geoengineering, das künstlich CO2 aus der Atmosphäre entfernt und zwar mehr als in gleicher Zeit ausgestoßen wird, nötig.

Welche Folgen werden erwartet, wenn die globale Erderwärmung nicht gestoppt wird? Der Wasserkreislauf wird beschleunigt werden, was zu höheren Niederschlagsmengen führen wird. Die Meeresspiegel werden weiter steigen, der Permafrost in z.B. Sibirien wird weiter abtauen, die Gletscher, die Arktis und Grönland werden auch weiter tauen, auf Jahrhunderte oder gar Jahrtausende, unabhängig davon, ob wir den Klimawandel werden reversieren können. Stürme, vor allem in den Tropen, Dürren mit und ohne Ernteausfälle, Wassermangel (auch in Europa und Nordamerika), Überflutungen vor allem in Küstenregionen und Feuerwetter (d.h. starke Hitze und Trockenheit, die Waldbrände befeuert) werden in Heftigkeit und Häufigkeit in den meisten Regionen weltweit zunehmen. Meeresspiegel werden unter Umständen auf lange Sicht um mehrere Meter steigen, je nach dem wie sich das sehr schwer vorhersagbare Poleis verhält. Die Klimazonen werden sich weiter nach Norden verschieben, der Golfstrom wird schwächer werden, auch wenn ein Abreißen unwahrscheinlich ist.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für die folgenden Ereignisse als klein vom IPCC eingestuft wird, sind ihre Folgen zu heftig für die ganze Menschheit, um sie aus der Risikoanalyse auszulassen, wie das IPCC betont. Die globalen Eisschilde könnten kollabieren, der Golfstrom abreißen oder ein Massensterben des Waldes passieren. Außerdem würden, wenn die erwarteten Temperaturveränderungen höher als eben erwartet sind, sämtliche Naturkatastrophen ebenso ihre jetzigen Wahrscheinlichkeitsgrenzen nach oben hin verlassen und noch häufiger und noch heftiger werden.

Der Bericht schließt mit einem für mich klaren Ergebnis: Mit der Physik lässt sich nicht diskutieren. WissenschaftlerInnen können und wollen uns nicht diktieren, was zu tun ist. Aber sie können uns vorhersagen (was in der Wissenschaft nichts anderes als berechnen heißt), was geschehen wird, wenn wir wie handeln. Wenn die CO2-Emissionen nicht sofort und drastisch reduziert werden, wird das 1,5° Ziel und auch das 2° Maximum als unerreichbar eingestuft. Um das Risiko für Naturkatastrophen bisher ungeahntem Ausmaßes zu reduzieren, wird eine Begrenzung der globalen Erwärmung als notwendige Voraussetzung genannt. Um die globale Erwärmung zu stoppen und in weiter Zukunft eventuell zu reversieren, sei die Reduzierung und letztendlich die Erreichung von Nullemssion von Treibhausgasen, insbesondere CO2 absolut notwendig. Da der Zusammenhang von CO2 oder äquivalent umrechenbaren Emissionen so einfach und gut berechenbar ist, wurden Emissionsbudgets berechnet, wie viele Emissionen wir noch zur Verfügung haben, wenn wir mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein gewisses Gradziel erreichen wollen. Besonders erschreckend, wenn wir mit unseren Emissionen weitermachen wie 2019 reichen etwa 8 Jahre, um das Budget, mit der wir eine 83% Wahrscheinlichkeit hätten, das Pariser Klimaziel zu erreichen.

Eigene Meinung: Um das klarzustellen, mit der Physik lässt sich nicht diskutieren, die Folgen liegen auf dem Tisch. Wir wissen, was passiert, wenn wir uns wie entscheiden. Die Sicherheit dieser Daten ist größer als nie zuvor. Jetzt liegt es an uns, uns zu entscheiden, welche Zukunft wir für uns und unsere Kinder wollen.

Quellen

IPCC, 2021: Summary for Policymakers. In: Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Masson-Delmotte, V., P. Zhai, A. Pirani, S. L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M. I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T. K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu and B. Zhou (eds.)]. Cambridge University Press. In Press


World’s climate scientists to issue stark warning over global heating threat. In: Guardian. 9. August 2020, abgerufen am 30. August 2020

Climate change widespread, rapid, and intensifying – IPCC (englisch) IPCC. 9. August 2021, abgerufen am 30.8. (Zusammenfassung vom IPCC selbst)


TEXT 2

Der IPCC Bericht ist unglaublich dicht und unglaublich vielschichtig, was ein Zusammenfassen fast unmöglich macht. Tatsächlich ist dieser Bericht bereits die Zusammenfassung von fast 4000 Seiten wissenschaftlicher Grundlage, welche wiederum hunderte Paper der letzten Jahre zusammenfasste. Der folgende Text versucht der Fülle an Informationen gerecht zu werden und durch vorsichtig eingestreute Hintergrundinformationen Wissenschaftsenglisch in SchülerInnen-verständliches Deutsch zu überführen. Nichtsdestotrotz bemühte ich mich, die nüchterne Sprache beizubehalten und Interpretationen der Daten, welche der Bericht kaum liefert, nur dann zu geben, wenn sie explizit genannt waren, so offensichtlich sie auch wären. Dieser Artikel soll allen helfen, die nicht die Zeit, Kapazität oder Erfahrung haben, einen solchen Bericht zu lesen, aber trotzdem einen etwas detaillierteren Überblick erhaschen wollen.

Am 9.August 2021 veröffentlichte das IPCC, ein Gremium aus PolitikberaterInnen und Wissenschaftlerinnen, das seit Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts damit betraut ist, regelmäßige transparente, neutrale Zusammenfassungen des aktuellen Standes der Wissenschaft zum Thema Klimawandel zu erstellen, den 6.Sachstandsbericht (AR6). Dieser fiel desaströser aus als erwartet und sorgte weltweit für Aufsehen. Obwohl der Bericht zu großen Teilen keine durchschlagend neuen Erkenntnisse enthielt, sondern überwiegend von Verbesserungen, kleine Korrekturen sowie Eingrenzungen von Fehlerintervallen dominiert wird, lässt der Bericht aufhorchen. Deutlicher als je zuvor führt dieser Bericht vor Augen, an welchem kritischen Punkt des Klimawandels wir uns befinden und erklärt deutlich und einfach verständlich die Handlungsoptionen, welche uns nun zur Verfügung stehen. Die folgende Zusammenfassung soll eine ausführliche Erläuterung der in meinen Augen wichtigsten Inhalte geben, Hintergrundinformationen ergänzen und trotz der Kürze keinen der wichtigen Punkte auslassen. Los geht´s.

Zunächst muss gesagt werden, dass der 6.Sachstandsbericht noch nicht vollständig und endgültig fertig ist, nur die Zusammenfassung für Politikverantwortliche wurde Anfang August herausgegeben. Die wissenschaftliche Synthese aller bekannten Erkenntnisse wird 2022 erst folgen.

Dieser Wegweiser beginnt mit einer Zusammenfassung des aktuellen Standes der globalen Erderwärmung und daraus resultierenden und bereits sicher beobachtbaren Veränderungen auf der Erde. Es bestehe Einigkeit in der Wissenschaftsgemeinde, dass der Mensch für die heftigen Veränderungen in Ozean, Atmosphäre, Kryosphäre und Biosphäre, welche verzeichnet werden können, die Hauptverantwortung trägt. Aufgrund von steigenden Treibhausgasemissionen akkumulieren sich CO2, sowie andere Treibhausgase, welche längere/kürzere Lebensdauer sowie höhere/niedrigere Potenz haben, in der Atmosphäre. Wie als bekannt vorausgesetzt wird, trifft solare Strahlung die Sonne, ein Teil wird absorbiert, der andere reflektiert, der reflektierte Teil wiederum kann an den Gasteilchen gestreut werden. Vereinfacht gesagt gilt: Je mehr Treibhausgase in der Atmosphäre, desto wärmer wird es.

Wie genau die für viele undurchsichtigen Zahlen zustande kommen, will ich, durch im Physikstudium erworbenes Wissen, vereinfacht erklären: Die Treibhausgase in der Atmosphäre wirken wie eine zusätzliche, äußere Kraft im sonst ausbalancierten System, deswegen wird dieser Prozess auch radiative forcing genannt. Die Formeln, welche das radiative forcing (auch Strahlungsantrieb) und die Konzentration eines bestimmten Treibhausgases verknüpfen, variieren von Gas zu Gas. Man kann also sagen, das radiative forcing ist eine Art Hilfsgröße, um die Einflüsse aller Treibhausgase gebündelt darstellen zu können. Sicher ist: Je höher das radiative forcing, desto höher wird die Temperatur. Denn die beiden sind durch den proportionalen Zusammenhang, den die Klimasensitivitätskonstante angibt verbunden. Diese skaliert sozusagen wie viel der Kraft, die von Treibhausgasen auf das System Erde ausgeübt wird, in Temperaturerhöhung umgesetzt wird und ist von zahlreichen Faktoren wie Wolkenbildung, Ozeanbegebenheiten etc. abhängig. In anderen Worten, es sind nur zwei Rechnungen nötig, um von der CO2 Konzentration ausgehend die Temperaturerhöhung schätzen zu können. WissenschaftlerInnen sind in der Lage in komplexen Modellen, die Genauigkeit dieses Zusammenhangs durch das Einbeziehen vieler Variablen wie Wolkenbildung, Niederschlagsentwicklung, veränderte Vulkan-und Solaraktivität etc. zu verbessern.

Besonders am AR6 ist, dass sowohl die Genauigkeit des radiative forcings, das von Menschen erzeugt wurde als auch die Genauigkeit der Klimasensitivitätskonstante verbessert werden konnte. Wir wissen nun, dass bei einer Verdopplung des CO2 Gehaltes der Atmosphäre wir mit einem Temperaturanstieg von rund 2 bis 4°C erwarten können, was das Fehlerintervall extrem einschränkte und damit genauere Vorhersagen ermöglicht. Das radiative forcing ist wegen steigender Emissionen und verbesserter Messmethoden auf deutlich auf 2,72 KW/m^2 gestiegen im Vergleich zum AR5. Zur Einordnung, ein Wert von 0 würde einen Temperaturanstieg von 0 Grad hervorrufen. Ohne Zweifel hat der Mensch den mit Abstand größten Einfluss auf den Strahlungsantrieb der Erde, vulkanische und solare Aktivität tragen, wenn überhaupt, nur ein Bruchteil dazu bei. Vor allem das Erwärmen des Ozeans, was viel Energie benötigt, trägt am meisten zur Aufheizung des Systems Erde, in dem die Energiemenge immer weiter steigt, bei.

Zusammenfassend kann man sagen: Weil die Treibhausgase wie eine zusätzliche Kraft, die das System Erde in Richtung Erwärmen zwingen, wirken, kann eine Aufheizung von Land und See, vor allem des oberen Ozeans, beobachtet werden. Diese Veränderung ist in der Größenordnung nur mit dem Interglazial vor 125Tausend Jahren oder der letzten Eiszeit vergleichbar und mit Sicherheit menschengemacht, natürliche oder menschengemacht Kühlungseffekte sind nicht ausreichend um diese Veränderungen zu kompensieren. Auch beschleunigt sich die Rate der Erwärmung

Nach diesem kleinen Exkurs will ich zum ersten Teil des Berichts, der Bestandsaufnahme wirken. Ein Ansteigen der akkumulierten Mengen aller Treibhausgase konnte verzeichnet werden. Es ist bekannt, dass bisher der überwiegende Teil der freigesetzten Treibhausgase, von Land und Ozean zu ähnlichen Teilen kompensiert werden. Je größer die freigesetzte Menge von CO2 aber ist, desto mehr sinkt diese relative Kapazität. Gleiche Mengen CO2 sind also für höhere Temperaturanstiege verantwortlich sein, ein Prozess, der je nach berechnetem Szenario übrigens auch in Zukunft starke Einflüsse haben wird. Jede der letzten Dekaden war wärmer als die davor, einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1,09°C wird mit kleineren Schwankungen als die wahrscheinlichste angenommen, was wegen steigender Emissionen und einer besseren Datenlage etwas höher ist als in AR5 (2013). Diese Zahl genau zu ermitteln ist sehr schwer, weil natürliche Variablilität kurze Messreihen verfälschen können. Aufgrund der Vielzahl von Daten, gilt diese Zahl innerhalb des Fehlerintervalls aber als gesichert. Die CO2 Konzentration stieg von 285ppm auf über 400ppm. Diese Erhöhung ist bisher unbeobachtet in der Art und Weise. Selbst vulkanische Winter, welche in der Vergangenheit (Anfang 19.Jhdt.) Auswanderungswellen von Europa nach Amerika auslösten, sind damit unvergleichbar.

Die Niederschlagsmengen haben sich erhöht und die Niederschlagsmuster wurden amplifiziert. Klimaregionen verschieden sich polwärts, d.h. auf der Nordhalbkugel nordwärts, was Polarregionen verkleinert. Menschlicher Einfluss sorgt für ein Abschmelzen der Arktis, Landgletschern und Grönland. Die Eisschilde sind so klein wie noch nie in den Aufzeichnungen. Über die Antarktis wiederum können keine genauen Angaben gemacht werden. Wetterextreme werden in allen Regionen weltweit heftiger und häufiger, dazu gehören verschiedene Arten von Dürren, Trockenheit, Überflutungen, Zyklone, Starkregen. Vor allem ihr Einfluss auf die Menschheit nahm seit dem letzten Bericht zu. Vor allem in Monsunregionen nahm der Niederschlag stark zu, doch auch die Durchschnittsmenge stieg an. Besonderer Aufmerksamkeit wird den Hitzewellen geschenkt.

Ich möchte erläutern, wie sich Hitzewellen so unproportional in Stärke und Frequenz verändern können. Auf den ersten Blick wirkt ein Temperaturanstieg von wenigen Grad nicht bedrohlich. Diese Zahlen bedeuten aber bei weitem nicht, dass einfach jeder Tag um diese x Grad wärmer wird. Tatsächlich verschiebt sich der Median der ansatzweise normalverteilten Temperaturdistribution um x Grad nach oben. Das bedeutet aber automatisch, dass neue noch ungeahnte Hitzen erreicht werden können und bisherige Ausnahmezustände in erschreckender Regelmäßigkeit vorkommen können.

Ein weiteres Phänomen, das stark zunahm, sind sogenannte CIDs, compound extreme events, d.h. Naturkatastrophen, welche in kurzer Zeit ein kleines Gebiet in rascher Reigenfolge heimsuchen und starke Einflüsse auf die dort lebenden Personen haben. Ein aktuelles Beispiel dazu ist z.B. Feuerwetter – eine Mischung aus Dürre und Trockenheit, teilweise gepaart mit heftigen Überschwemmungen.

Der Hauptaugenmerk des Berichts allerdings liegt auf möglichen Zukunftsszenarien. Das IPCC erstellte 5 realistische Modelle, je nach dem wie sich Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten entwickeln. Sie reichen von den Niedrigszenarien mit sofortiger Reduktion und in mittlerer Zukunft dem Erreichen von Nullemission und folgenden Nettonegativemissionen bis zu einem starken Anstieg, der erst Mitte des Jahrhunderts gebremst und nachfolgend gedämpft wird. Kurz gesagt, kann man sagen: Jede Tonne CO2, die ausgestoßen wird, verringert die Wahrscheinlichkeit, ein gewisses Gradziel zu erreichen. Dies kann überdies mit hoher Wahrscheinlichkeit wegen des einfachen Zusammenhangs (siehe oben) vorausgesagt werden. Jedes Zehntelgrad wiederum macht einen signifikanten Unterschied in den zu erwarteten Klimafolgen. Insbesondere der Unterschied in der Heftigkeit der Klimafolgen zwischen 1,5°C und 2°C wird in einem eigenen Unterkapitel erläutert und hervorgehoben.

In allen Szenarien wird eine weitere Erwärmung bis Mitte des Jahrhunderts erwartet. Wenn es nicht gelingt Treibhausgasemissionen sehr stark zu reduzieren, wird das Pariser Klimaziel dann in 3 von 5 Szenarien sehr sicher überschritten. Besonders signifikant unterscheiden sich die Szenarien in ferner Zukunft. Die Hochemissionszenarien lassen eine Erwärmung von bis zu 5,7°C als sehr wahrscheinlich zu. Wie später angesprochen wird, ist ein Herausfallen aus dieser Marge, keinesfalls unmöglich, weswegen diese Eventualität in der Risikoanalyse definitiv mitzuberücksichtigen sei. Die Erwärmung werde Landgebiete stärker als Seegebiete treffen. Die regionalen Folgen hängen von interner Variabilität des Systems Erde an einem bestimmten Ort ab, was aber die Gesamtheit der Veränderungen kaum limitieren kann. Besonders stark werden daher Städte und urbane Gebiete betroffen sein.

Die Klimafolgen werden, je höher die Emissionen sind, ebenso heftiger. Außerdem werden mehr Regionen von den Veränderungen betroffen sein. Auszuschließen ist, dass es Regionen geben wird, welche vom Klimawandel nicht beeinflusst werden werden. Jede Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur führt zu starken Veränderungen in Niederschlag und Trockenheit, welche beide zunehmen. Vor allem Süd und Nordamerika, Südafrika und Europa werden von deutlich stärker werdenden Trockenheit getroffen sein. Überflutungen, vor allem in Küstenregionen, wegen steigenden Meeresspiegeln werden häufig werden. Jahrhunderthochwasser werden sogar bis zu mehrmals jährlich erwartet. Wetterextreme werden noch häufiger und heftiger als jetzt, v.a. marine Hitzewellen, Starkregen, verschiedene Dürreformen, Wirbelstürme. Extreme Ereignisse, die bisher nur einmal in 50 Jahren vorkamen, können bis zu 39 mal häufiger vorkommen als bisher, was vor allem für heiße Temperaturen gilt. Zusätzlich werden diese um einige Grad heißer sein. In den Niedrigemissionsszenarien wird zwar auch eine Erhöhung um ca. 5 mal stattfinden und auch eine Erhöhung. Ähnliches gilt für Dürren und Starkregen. Auch das Schmelzen von Eis in Arktis und Gletschern würde schlimmer werden. Eisfreie September in der Arktis können in keinem Szenario ausgeschlossen werden, in den Hochemissionsszenarien bis 2050 sogar mehrfach erwartet. Die Unberechenbarkeit und Schnelligkeit des globalen Wasserkreislaufes wird zunehmen, was vor allem die Monsunregenfälle beeinflusst. Diese werden stärker, genau wie das El- Nino-Phänomen. Vor allem bereits erklärte CIDs werden in den Hochemissionsszenarien häufiger und heftiger. Frost und spontane Wintereinbrüche wiederum werden abnehmen.

Ein eigenes Unterkapitel wird der starken Evidenz gewidmet, dass viele Veränderungen, die wir so an der Natur vornehmen werden, irreversibel auf viele Generationen sind. Zur Klärung möglicher Ungereimtheiten, diese Aussage ist unabhängig vom berechneten Szenario und nicht mehr umkehrbar. Veränderungen in der See und Eisschilden werden auf Jahrtausende daher nicht mehr reversibel sein. Sauerstoffsgehaltsenkungen, Versäuerung und Erwärmung wird die tiefen Ozeanschichten erreichen. Ein totales Abschmelzen des grönländischen Eises gilt als möglich, wenn Emissionen steigen. Ein totales Abschmelzen der Antarktis wiederum würde in vielen Szenarien einen Kipppunkt erfordern und gilt als unwahrscheinlich.

Die Frage ist nur: Was ist ein Kipppunkt? Als Kipppunkt wird das Erreichen einer bestimmten Lage in einem System (hier dem der Erde), an dem eine innersystemische Kettenreaktion durch äußere Kräfte ausgelöst wird, welche dann trotz dem Reversieren der Ursache selbst nicht umkehrbar ist. Im Beispiel Klimawandel, bedeutet das, dass durch anthropogene Veränderungen eine Kettenreaktion ausgelöst wird, welche wiederum die Erderwärmung ganz natürlich weiter und weiter befeuert, selbst wenn wir die Emissionen auf 0 reduzieren. Kipppunkte könnten sehr unwahrscheinliche, aber katastrophale Folgen haben. Da die so möglichen Katastrophen sehr unwahrscheinlich, aber absolut lebenseinschneidend sind, wird empfohlen, diese in die Risikoanalysen miteinzubeziehen. Es wird betont, dass diese zwar unwahrscheinlich, jedoch in keinem Szenario unmöglich sind. Dennoch werden sie wenig thematisiert. Insbesondere, wenn die Erderwärmung das sehr wahrscheinliche Intervall, aus welchen Gründen auch immer, überschreitet, werden auch die Folgen härter als erwartet – einfach gesagt: Extremwetter tritt an mehr Orten, häufiger, heftiger auf und mehrere Katastrophen kommen in CIDs. Beispiele für diese Katastrophen sind ein Kollaps der Gletscher, ein Abschmelzen der Antarktis, das Abreißen des Golfstroms, massives Waldsterben und das Erreichen von Kippunkten. Nichts davon kann ausgeschlossen werden.

Für diese Analyse wurde darauf verzichtet, ungewöhlich starke/schwache vulkanische Aktivität, welche z.B. wieder zu vulkanischen Wintern führen könnten, miteinzubeziehen, weil diese weit über die natürliche Variabilität hinausgehen.

Der Bericht schließt mit Empfehlungen, wie der Klimawandel gestoppt werden kann. Hier fällt auf, dass der Rat keine Empfehlungen auf politischer Ebene gibt. Die Entscheidung, ob und wie stark die globale Erderwärmung begrenzt werden soll, muss die Weltgemeinschaft treffen. Der einzige Weg dorthin wiederum, so betont der Bericht, ist die drastische Reduktion von Emissionen aller Art. Auch wie man die Emissionen reduziert und die Gesamtmenge von ca. 2390 GtCO2 von menschlichem CO2 in der Atmosphäre verringern könnte, wird nicht erläutert. Auf der anderen Seite, fließt viel Zeit in das Erklären von Emissionsbudgets, welche schon in AR5 vorgestellt wurden, dessen Berechnungsmethoden aber signifikant verbessert wurden. In Tabelle SPM.2 wird aufgedröselt, welche Restmenge CO2 der Menschheit zur Verfügung steht, wenn sie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein gewisses Gradziel erreichen will. Je mehr CO2 wir freisetzen, desto unwahrscheinlicher wird das Erreichen des Pariser Klimaziels. Um eine einigermaßen gute Chance zu haben, dieses noch zu erreichen, dürfen wir nur noch weniger als 20% der bisher gesamtausgestoßenen Menge CO2 ausstoßen – für immer, weltweit. Genaue Folgen der Reduktionen, d.h. wann und wie schnell sie eintreten, hängt von dem Gas ab, das reduziert wird. Nochmals wird klargestellt: Jede Tonne Treibhausgas in der Atmosphäre führt zu einer Erwrämung, eine Reduktion der Emissionen kann diesen Anstieg nur verlangsamen nicht aber rückgängig machen oder stoppen. Nullemissionen werden zum Gleichbleiben der Temperatur führen, nur das Entfernen von CO2, auf natürliche Weise oder durch menschliche Beihilfe, kann die Temperatur effektiv senken. Die Folgen des Klimawandels könnten abgemildert werden, wenn man sich für eine künstliche Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre entscheidet. Das hat aber die Voraussetzung, dass die negativen Emissionen die positiven überstiegen, d.h. mehr Treibhausgase entfernt als freigesetzt werden. In weiter Zukunft könnte das dazu führen, dass die Durchschnittstemperatur zu sinken beginnen würde.

Der Einfluss der stark gesunkenen Emissionen in der Coronapandemie wird nur kurz bedacht. Da die Emissionen nicht 0 waren und sich die Luftqualität durch Aerosolverschmutzung stark besserte, stieg die Temperatur in 2020, ebenso wie der Strahlungsantrieb und CO2 Konzentrationen, auch die Rate der Veränderung blieb gleich. Trotzdem seien die Veränderungen der Luftqualität in zahlreichen Regionen noch nicht ausreichend, um den WHO Anforderungen zu genügen.

Zum Abschluss wird das Fazit gezogen, dass auf kurze Sicht sich alle Szenarien ähnlich verhalten, jedoch nur die Szenarien mit niedrigen Emissionen den Klimawandel in Schach werden halten können. Je länger man die Modelle laufen lässt, desto offenkundiger werden die Unterschiede der verschiedenen Szenarien. Des Weiteren werden natürliche Fluktuationen für einige Zeit positive Veränderungen verschleiern können, aber auch ein drastischer Temperaturabfall durch einen erwartbaren Vulkanausbruch kann Messungen langer Trends verfälschen. Das Durchführen von Niedrigemissionsszenarien wird Naturkatastrophen nicht verhindern können, diese werden aber seltener, weniger heftig und in weniger Regionen auftreten als in den Hochemissionszenarien.

Eigene Meinung: Ich hoffe, euch hat dieser Bericht geholfen, die Physik hinter dem Klimawandel etwas besser zu verstehen. Wenn ihr mehr wissen wollt, kann ich euch das Lesen dieses Berichts ans Herz legen. Mich hat er zutiefst schockiert und mich bestärkt, dass ich nicht in einer Zukunft leben will, welche von hohen Treibhausgasemissionen dominiert wird. Mit der Physik lässt sich nicht diskutieren. In welcher Welt wir leben wollen, das liegt allein an uns. Wir müssen uns entscheiden, welches Szenario wir als lebenswürdig und tragbar erachten und dann die größte Wahrscheinlichkeit suchen, dieses zu erreichen. Die Emissionsziele gibt uns die Wissenschaft vor, diese sind nicht wie Diskussionen über den Haushalt oder andere politische Debatten, diese sind physikalisches Gesetz, das man nicht ändern kann. Es liegt an uns. Mit den Daten kann man nicht diskutieren. Der Klimawandel ist unleugnbares Faktum. Wie wir mit dem Wissen umgehen, liegt an uns.


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